"Man kann einfach nur schwärmen von dieser Aufführung! Was für ein wunderbarer, zu Herzen gehender Theaterabend..." kulturkanal


Lucky Happiness Golden Express
Stadttheater Ingolstadt 2015
Kleines Haus

Bühne & Kostüme: Mareike Delaquis Porschka
Musik: Cico Beck
Dramaturgie: Donald Berkenhoff

Mit: Ingrid Cannonier, Patricia Coridun, Denise Matthey, Sascha Römisch, Béla Milan Uhrlau

Fotos: Ludwig Olah

Was für ein wunderbarer, zu Herzen gehender Theaterabend, an dem man aber auch über flapsige  dialogische Pointen und die überraschend komödiantische Struktur dieses Stücks lachen konnte.
Mit einer spielerischen Balance zwischen Witz und Melancholie, mit liebevoller Akribie und den witzigen Ausstattungsdetails von Mareike Delaquis Porschka hat Kathrin Mädler Noah Haidles Puzzle aus lebendig werdender Vergangenheit, dem Traum vom Familienglück und einer enttäuschenden Gegenwart inszeniert. Das in diesem Stück vielzitierte ›Glück wie es sein sollte‹ kann man abwandeln. Diese Aufführung mit einem hinreißend differenziert agierenden Schauspieler-Quintett beschert ein Theaterglück ›wie es sein sollte‹.
(...)
Wie poetisch leicht und schwerelos Kathrin Mädler die Fallen des Stücks, die Hollywoodgeprägten Klischees von der Familienidylle und die Tiefsinnsschwere umschifft, zeigt sich auch in der Entscheidung, platten Realismus in der Ausstattung zu vermeiden. Stattdessen hat sie mir ihrer Ausstatterin Mareike Delaquis Porschka ganz zauberhafte Bühnenbild-Ideen entwickelt. Die wenigen Versatzstücke wie Krankenhausbett oder neonleuchtendes Hotelschild können von den Schauspielern in die Spielhandlung integriert aktiviert werden. Ein Glühlampenfunkelnder Baum reicht als Symbol für den american dream. Da hängen zwei schwarze Seile von der Decke. An ihnen zieht das junge Paar in der Hochzeitsnacht abwechselnd, um das Licht an- oder auszuknipsen. Vivian, die als alte Frau diese Szene ihres jungen Eheglücks beobachtet, betätigt ein Vorrichtung, sodass Schneeflocken romantisch nach unten rieseln. Und dieser kleine absurde Moment der Glückssehnsucht wird zu einem zarten Leitmotiv wie das erleuchtete Bäumchen(...) Jedes Detail der Übergänge, wenn Erinnerungssplitter gegenwärtig werden, ist ebenso klug wie mit heiterem Augenzwinkern komponiert.
Und das betrifft auch die Arbeit mit den Schauspielern. Der liebevolle, auf seiner Illusion vom Glück beharrende und schließlich vereinsamte Vater von Sascha Römisch zeigt in seinen letzten Lebensmomenten etwas von der Vitalität und dem Charme des jungen Andrew. Ingrid Cannonier als seine große Liebe lässt auch im Alter noch etwas von ihrer jugendlichen Koketterie durchscheinen. Denise Matthey ist eindrucksvoll als die trotz ihrer Verletztheit ihre Mutter entsagungsvoll  betreuende Tochter und auch als offenbar vom Alltag gebeutelter Single im China-Restaurant. Wie Béla Milan Uhrlau als Schwiegersohn vor der spanischen TV-Soap hockt und Fastfood futtert, während Patricia Coridun als seinen Frau ihm zwischen Sarkasmus und Emphase verklickert, dass er den Schwiegervater ins Jenseits befördern soll, ergibt ein bitter-komisches Bild einer kaputten Ehe. Und Patricia Coridun und Béla Milan Uhrlau können ebenso als junges Liebespaar und frustriert-gelangweilte Restaurant-Bedienungen begeistern.
Man kann einfach nur schwärmen von dieser Aufführung!« Isabella Kreim, Kulturkanal – 30.01.2015

Ziemlich verknotet, kurios, deshalb auch interessant ist die Dramaturgie in ›Lucky Happiness Golden Express« des 1978 in Michigan geborenen Noah Haidle. (...)
Für das Kleine Haus des Ingolstädter Theaters hat Kathrin Mädler mit viel Geschick die in Teilen poesievolle Szenenfolge über verfehltes Familienglück eingerichtet. Die spärlich bestückte Bühne (Ausstattung Mareike Delaquis Porschka) deutet ins Surreale. Ingrid Cannonier in langer grauer Mähne trifft genau den Gestus der demenzkranken Mutter. Sascha Römisch als Todkranker animiert mit Grunzlauten einige Zuschauer permanent zum Kichern und gibt sehr einfühlsam dann den betrübten einsamen Alten. In den Mehrfachrollen beeindrucken: Patricia Coridun und, besonders facettenreich, Denise Matthey sowie Béla Milan Uhrlau.
Das Premierenpublikum quittierte die sehenswerte Aufführung mit reichlich Beifall.« Friedrich Kraft, Augsburger Allgemeine/Neuburger Rundschau – 31.01.2015

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